Nach einer Nacht in unserem gemütlichen, wenn auch mit butterweichen Betten ausgestatteten Häuschen, starteten wir unseren Tag viel zu früh. Um 10 Uhr erwartete uns das Peggy Guggenheim Museum. Unsere Erwartungen waren hoch: beeindruckende Kunstwerke, faszinierende Malereien und lebendige Bilder. Doch schnell mussten wir feststellen, dass moderne Kunst nicht unbedingt unsere Stärke ist. Vor einigen Werken standen wir ratlos und dachten: „Dafür hat tatsächlich jemand Geld bezahlt?“ Wie Rene treffend bemerkte: „Sowas hab ich früher mit PAINT gemalt.“



Die surreale Ausstellung hingegen war wirklich interessant. Die Künstler schienen auf schlechten (oder guten) Drogen gewesen zu sein. Wirklich sehr kranker Mist. Alles in allem eine glasklare Empfehlung für jeden Kunstinteressierten und eine klare Antiempfehlung für Banausen wie uns.
Besonders erwähnenswert ist die Statue am Kanal: ein sich freuender Mann auf einem ebenso fröhlichen Pferd. Beim Pferd erkennt man das an der verqueren Kopfhaltung, beim Mann an der ausgeprägten… nun ja, sagen wir mal, erhärteten Körpermitte. Die Statue ist allemal einen Besuch wert.
Ein Wort in eigener Sache: Ein Tag in Venedig ist unfassbar anstrengend. Ich war gestern nüchtern, aber einfach komplett platt. Nix ging mehr!
Nach dem Museum haben wir uns eine kleine App für 6 Euronen geladen. Dieses kleine Ding macht einen im Sommer völlig fertig. Man wird durch 10 Stationen verteilt über Venedig gehetzt, muss Rätsel à la Escaperoom lösen und bekommt dann die nächste Station. Erstens sind die Lokationen weit auseinander. Zweitens sind die Rätsel fast gar nicht schwer… zumindest wenn’s nicht 33 Grad in einer Stadt aus Stein ist, voller enger Gassen, die die Hitze gerne ein wenig reflektieren! Ich war gar… GAR!!!! Ich hätte Stücke aus mir beißen können und mich dann nicht darüber wundern brauchen, wenn ich butterzart gewesen wäre! Brutal.
Wir haben dann bei der 6. Station aufgehört. Trotzdem gibt es von mir eine glasklare Empfehlung für die Schnitzelapp. Erstens steckt das Wort Schnitzel drin und zweitens sieht man wirklich was von der Stadt.
Gegen 16 Uhr waren wir etwa 7 Eis schwerer, aber gefühlt 16 Liter Schweiß leichter. Also nach Hause und duschen. Da wir unser Lager auf Murano aufgeschlagen haben, mussten wir noch mit dem Wasserbus zurück… aber… naja, wir haben zuerst die falsche Linie genommen. Wir waren durch und kaputt und fertig und der Bus brechend voll. Dann fuhren wir in die falsche Richtung… ich hatte kurz überlegt, den Fahrer ins Wasser zu schmeißen und Rene ans Steuer zu setzen. Er kann das ja jetzt! Durfte ich leider nicht. Also ab aus dem Bus und in die richtige Linie. Das lief. Zuhause. Klimaanlage! Mega! Ich wollte mich nackt auf den Fliesenboden legen. Ihr ahnt es: Durfte ich auch nicht. Skandal. Als würde ich in einem Polizeistaat leben!
Egal, angekommen, duschen, Flasche Wein mit el Taco trinken. Dann hat unser kleiner Aushilfsdiktator Fidel Rene Druck gemacht, dass wir los müssen, weil wir um 19 Uhr den nächsten Termin haben. Die Venecian GHOOOOOOST Tour.
Wir sollten um 18:45 Uhr da sein. Waren wir, war kacke zu finden. Treffpunkt am Markusplatz… weil der Platz so klein ist…. son Driss. Naja, gesucht, gefunden… kein Guide da! Mein Zündschnur ist ja bei großer Hitze wirklich nicht die längste. Aber Himmelarschundzwirn WOLLTEN DIE UNS VERARSCHEN? Kein Guide! Kein nix. HASS!!!
Hoch und runter und links und rechts. Kein Guide!
Rene hat dann mal freundlicherweise die Hotline angerufen. Italino? Italiano! Leider kann keiner von uns Italiano. Und die Dame an der Hotline wohl nix anderes. Ich denke, es wäre fair gewesen, mich als Rumpelstielz zu bezeichnen. Fürs -chen bin ich zu groß. Naja, Rene war dann dabei, eine Beschwerdemail zu schreiben. Er schaut auf seine Tickets… 19:30 Uhr!!!!!!!!!!!!!!! Unser Rene Ghaddafi hat mich 30 Minuten zu früh aus der wohligen Klimaanlage geholt!
… ohne Worte…
Die Geistertour war aber echt interessant. Ob Marco Polos Ehefrau im Kanal, der Rialtobrückenbauteufelsdeal oder die reiche alte Dame, die heute noch manchmal Geld auf den Straßen von Venedig hinterlässt. Zum Schluss ging es noch zu einem romantischen Örtchen, an dem Paare sich Anträge machen. Unsere Guide-Dame riet uns allerdings dringend davon ab. Denn dieser Ort ist alles andere als romantisch. Nein, nein – hier wirft man keinen verliebten Blick auf die Stadt, sondern den letzten Blick auf Venedig, bevor man zur Exekution auf dem Markusplatz geführt wurde.
Soviel dazu.
Zum Abschluss kehrten wir noch in eine kleine Weinbar ein, futterten ein paar leckere Kleinigkeiten, und dann war die Messe gelesen.
Fazit des Tages:
Venedig muss man nicht gesehen haben. Ehrlich gesagt haben wir sogar versucht, unseren Aufenthalt um einen Tag zu verkürzen. Leider ohne Erfolg. Die Stadt ist eine Menge Stein, unfassbar viele Menschen, und noch mehr Brücken. Viel zu viele Brücken. Das Essen ist fantastisch, das Eis sowieso – aber die Menschenmassen sind einfach überwältigend. Und dann sieht die Stadt überall gleich aus!
Gondelfahren? Muss nicht sein.
Brücken? Check.
Noch mehr Brücken? Doppel-Check.
Instagram-Influencer auf jeder Brücke? Dreifach-Check.
Ja, die Stadt hat viele schöne Frauen, aber das wiegt die Nachteile nicht auf.
Morgen gibt’s noch einen kleinen Blogeintrag – aber erst nach Pizza und Vino!
Ciao!


